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Was ist Sprache? Und was bedeutet Sprechen? Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass Sprechen und sich durch Sprache ausdrücken nicht immer das gleiche ist? Wie bildet sich Sprache? Und woraus besteht das menschliche Sprechen? Wenn man einfach sagt, Sprache sei alles, was uns im Leben umgibt, so können dem nicht alle zustimmen. Wie erlangen wir eine Verbindung mit der Sprache?

Das beste Material für Forschungen im Bereich des Spracherwerbs und der Sprechentwicklung erhält man, wenn man kleine Kinder beobachtet. Ein Kind, das seine Umwelt erkundet, begreift diese nicht, indem es Bezeichnungen der Gegenstände sammelt, sondern durch die Eigenschaften der Erscheinungen. Jedes Kind gleicht in diesem Prozess Adam, der allen Äußerungen des Lebens im Garten Eden einen Namen gab. Jedes Kind verwendet in seinen ersten bewussten Wörtern die Muttersprache, und würde die Dinge nicht mit abgeleiteten, aus anderen Sprachen gelernten Wörtern benennen. Hören Sie, wie Ihr kleines Kind das Wasser, den Löffel, den Stuhl usw. nennt. Wenn Sie aufmerksam sind, wird Ihnen in jedem Namen das kindliche Erleben seines Wechselwirkens mit den Erscheinungen des Lebens deutlich. So erlangt das Kind seine Muttersprache.

Was aber ist das Sprechen? Schauen wir noch einmal auf das Sprechen lernende Kleinkind. Sein Sprechen beginnt lange bevor es den Dingen ihre Namen gibt. Das menschliche Sprechen ist nichts anderes als die einfache Nachbildung des hörbaren Sprechens der Anderen. Und wenn die Quelle der Nachahmung verschwindet, so wird das Kind nicht sprechen lernen. Die Erforschung von Mogli-Kindern illustriert diese Situation recht gut.

Was bedeutet das, lässt sich hier fragen, kann man etwa sprechen und das Gesprochene zugleich nicht verstehen?! Genau so ist es. Machen nicht auch wir dies immer wieder, wenn wir am Telefon „einfach so“ reden? Man kann sich durch die Sprache nur dann ausdrücken, wenn das Erleben der Umwelt unser eigener innerer Gehalt wird, der im Sprechen danach strebt sich auszudrücken. Indem wir neue Begriffe und Wörter bilden, geben wir der Sprache selbst die Möglichkeit zur Entwicklung. Im entgegengesetzten Fall beginnen Wörter, die sich von ihrer Quelle, dem Erleben, gelöst haben, ein ganz eigenes Leben. Und dann lebt das Sprechen getrennt von der Sprache.

Jede Sprache besteht, wie jede wahre Lebenserscheinung, aus einem besonderen Rhythmus und einer besonderen Melodie. Gerade dies sind die Unterscheidungsmerkmale zwischen den einzelnen Sprachen. Und wenn bei Kindern die Musikalität, das Rhythmusgefühl, die Raumwahrnehmung und die Fähigkeit, Musik und Rhythmus plastisch darzustellen, entwickelt wird, so wirkt sich dies wohltuend auf die dem Menschen angeborenen Eigenschaft, Sprachen zu erwerben, aus. Beschreitet man diesen Weg, so eröffnet sich vor der menschlichen Seele die WELT, in der alle und alles eine Sprache erwirbt. Oder man kann sagen, dass die Welt, die uns umgibt, die SPRACHE ist.